Ankündigung Mai 2007 Schwabacher Tageblatt

 

Ein Haus ohne Heizung

 

SCHWABACH – Die ersten Passivhäuser wurden in den 1980er Jahren gebaut. Bis heute wurden bereits Tausende von ihnen errichtet. Alle funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Ein dicker Mantel aus Wärmedämmung macht eine Heizung nahezu völlig überflüssig, und die Häuser sind trotzdem warm wie gewohnt. Zudem sind die Wände angenehm temperiert und sorgen für ein deutlich angenehmeres Wohnklima.

Im Januar 2002 wurde bereits in Limbach ein Haus mit sehr niedrigem Energieverbrauch bezogen (wir berichteten). Bisher ist aber in Schwabach noch kein Haus mit einem Verbrauch von umgerechnet weniger als drei Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr bekannt. Dies wird sich nun ändern: Zusammen mit dem Büro ING+ARCH wurde von einer Familie im Stadtteil Uigenau ein einfach gehaltener Grundriss mit rund 170 Quadratmeter Wohnfläche geplant.

Von außen wird man dem Gebäude seine Qualitäten kaum ansehen, jedoch wurden Heizkosten von nur etwa 200 Euro oder umgerechnet 1,5 Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr kalkuliert.

Nach dem Baubeginn im Mai wird sich der Schwabacher Energiestammtisch zu mehreren Begehungen der Baustelle treffen. Interessierte sind eingeladen, die Termine werden je nach Baufortschritt noch festgelegt. Bei Fragen zum Thema steht der Energiebeauftragte der Stadt, Dr. Harald Baedeker, unter (0 91 22) 860-445 zur Verfügung.

Mit etwa zehn Prozent Mehrkosten beim Bau ist so ein Leben ohne Heizkostenabrechnung zu gewinnen – gerade in Zeiten kräftiger Energiepreissteigerungen ein großer Vorteil. Zusätzlich ist ein Großteil der Inves-titionskosten für eine konventionelle Heizung zu sparen. Der Bau von Passivhäusern wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau staatlich gefördert.


Fünf Grundprinzipien

Wesentlicher Baustein ist eine hervorragende Dämmung der gesamten Außenhülle. Die Dämmstärken liegen durchschnittlich zwischen 25 und 40 Zentimeter. Damit wird ein Wärmedurchgangswert (u-Wert) von rund 0,1 erreicht. Zum Vergleich liegt eine normale Ziegelwand bei einem Wert von über 1.

Weiterhin muss die Dämmung ohne Wärmebrücken ausgeführt werden. Die Vermeidung von Wärmebrücken ist eine der wirtschaftlichsten Energie-Einsparmaßnah-men am Gebäude.

Ein wichtiger Punkt ist der Einbau von hochgedämmten Fenstern. Durch Dreifachverglasung (u-Wert 0,5 bis 0,8W/m2K) und wärmegedämmte Rahmen beträgt selbst bei minus 12 Grad Außentemperatur die Temperatur auf der Innenseite des Fensters mehr als 17,5 Grad. Auch ohne Heizkörper unter den Fenstern bleibt es behaglich warm.

Trotz der häufig anzutreffenden Vorstellung von „atmenden Wänden“ wurden auch bisher Fenster und Häuser praktisch luftdicht gebaut. Im Passivhaus wird auch hier noch optimiert. Die Luftdichtigkeit des Passivhauses senkt Wärmever-luste, hilft Bauschäden zu vermeiden und erhöht den Schallschutz.

Wo bisher Fensterlüftung oder gar Kippstellung zu völlig unzureichender Frischluftzufuhr bei hohen Wärmeverlusten geführt haben, wird im Passivhaus normalerweise kontinuierlich mit einer Lüftungsanlage gelüftet. Mit einem Wärmetauscher werden über 80 Prozent der Wärme aus der Abluft für die Erwärmung der Zuluft wieder genutzt. Das Ergebnis lässt sich sehen: Auch bei klirrender Kälte ständig angenehm vorgewärmte Frischluft ohne Geruchsbelästigung.


vom: 25.04.07 15:31:00