SCHWABACH – Die ersten Passivhäuser wurden in den 1980er Jahren gebaut.
Bis heute wurden bereits Tausende von ihnen errichtet. Alle
funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Ein dicker Mantel aus
Wärmedämmung macht eine Heizung nahezu völlig überflüssig, und die
Häuser sind trotzdem warm wie gewohnt. Zudem sind die Wände angenehm
temperiert und sorgen für ein deutlich angenehmeres Wohnklima.
Im Januar 2002 wurde bereits in Limbach ein Haus mit sehr niedrigem
Energieverbrauch bezogen (wir berichteten). Bisher ist aber in
Schwabach noch kein Haus mit einem Verbrauch von umgerechnet weniger
als drei Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr bekannt. Dies wird sich
nun ändern: Zusammen mit dem Büro ING+ARCH wurde von einer Familie im
Stadtteil Uigenau ein einfach gehaltener Grundriss mit rund 170
Quadratmeter Wohnfläche geplant.
Von außen wird man dem Gebäude seine Qualitäten kaum ansehen, jedoch
wurden Heizkosten von nur etwa 200 Euro oder umgerechnet 1,5 Litern
Heizöl pro Quadratmeter und Jahr kalkuliert.
Nach dem Baubeginn im Mai wird sich der Schwabacher Energiestammtisch
zu mehreren Begehungen der Baustelle treffen. Interessierte sind
eingeladen, die Termine werden je nach Baufortschritt noch festgelegt.
Bei Fragen zum Thema steht der Energiebeauftragte der Stadt, Dr. Harald
Baedeker, unter (0 91 22) 860-445 zur Verfügung.
Mit etwa zehn Prozent Mehrkosten beim Bau ist so ein Leben ohne
Heizkostenabrechnung zu gewinnen – gerade in Zeiten kräftiger
Energiepreissteigerungen ein großer Vorteil. Zusätzlich ist ein
Großteil der Inves-titionskosten für eine konventionelle Heizung zu
sparen. Der Bau von Passivhäusern wird von der Kreditanstalt für
Wiederaufbau staatlich gefördert.
Fünf Grundprinzipien
Wesentlicher Baustein ist eine hervorragende Dämmung der gesamten
Außenhülle. Die Dämmstärken liegen durchschnittlich zwischen 25 und 40
Zentimeter. Damit wird ein Wärmedurchgangswert (u-Wert) von rund 0,1
erreicht. Zum Vergleich liegt eine normale Ziegelwand bei einem Wert
von über 1.
Weiterhin muss die Dämmung ohne Wärmebrücken ausgeführt werden. Die
Vermeidung von Wärmebrücken ist eine der wirtschaftlichsten
Energie-Einsparmaßnah-men am Gebäude.
Ein wichtiger Punkt ist der Einbau von hochgedämmten Fenstern. Durch
Dreifachverglasung (u-Wert 0,5 bis 0,8W/m2K) und wärmegedämmte Rahmen
beträgt selbst bei minus 12 Grad Außentemperatur die Temperatur auf der
Innenseite des Fensters mehr als 17,5 Grad. Auch ohne Heizkörper unter
den Fenstern bleibt es behaglich warm.
Trotz der häufig anzutreffenden Vorstellung von „atmenden Wänden“
wurden auch bisher Fenster und Häuser praktisch luftdicht gebaut. Im
Passivhaus wird auch hier noch optimiert. Die Luftdichtigkeit des
Passivhauses senkt Wärmever-luste, hilft Bauschäden zu vermeiden und
erhöht den Schallschutz.
Wo bisher Fensterlüftung oder gar Kippstellung zu völlig unzureichender
Frischluftzufuhr bei hohen Wärmeverlusten geführt haben, wird im
Passivhaus normalerweise kontinuierlich mit einer Lüftungsanlage
gelüftet. Mit einem Wärmetauscher werden über 80 Prozent der Wärme aus
der Abluft für die Erwärmung der Zuluft wieder genutzt. Das Ergebnis
lässt sich sehen: Auch bei klirrender Kälte ständig angenehm
vorgewärmte Frischluft ohne Geruchsbelästigung.
vom: 25.04.07 15:31:00